Strategische Entwicklung von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften 2021
Betrachtet man die Entwicklung des Hochschultyps „Fachhochschulen“ in den letzten 10 – 15 Jahren, dann erscheint der Begriff Quantensprung durchaus naheliegend. Denn die größte Entwicklungs- und Veränderungsdynamik im Hochschulwesen der Bundesrepublik ist gegenwärtig im Sektor der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zu beobachten.
Gerade die jüngsten Tendenzen – verwiesen sei nur auf die einschlägigen Bund-Länder-Programme, den Hessischen Hochschulpakt, der eine Grundfinanzierung für Forschung und den Aufbau eines Mittelbaus vorsieht, oder die anstehende Novelle des Bayerischen Hochschulgesetzes – eröffnen den HAW weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu gehört nicht zuletzt das Promotionsrecht für forschungsaktive Bereiche. Hier scheint sich das hessische Modell bundesweit durchzusetzen, das nun wohl auch in Bayern kommen wird und in Sachsen-Anhalt bereits qua Verordnung in Kraft gesetzt worden ist. Weitere Bundesländer werden folgen, wollen sie ihren HAW nicht Attraktivitätsnachteile zumuten, die Studierende und forschungsaffine Wissenschaftler:innen in andere Bundesländer locken würden.
Diese neuen Rahmenbedingungen sind letztlich das Ergebnis und gewissermaßen die Honorierung der intensiven Anstrengungen der HAW, die im Anschluss an die Bologna-Reform die Lehre konzeptionell überarbeitet und mit forschungsorientierten Masterstudiengängen die Brücke zur anwendungsorientierten Forschung und zum Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft geschlagen haben. Dies zahlt sich nun aus. Zudem haben die HAW mit Verve in den vergangenen Jahren ihr spezifisches Profil – die Anwendungsorientierung und die Praxisnähe – in Lehre und Forschung geschärft. Deutlich wird dies an einer weiteren Ausdifferenzierung des Studienangebots, das fachliche Passung und damit erfolgreichen Übergang in die Berufspraxis garantiert. Im Bereich der angewandten Forschung haben die Forscher:innen an HAW mit ihrem Gespür für die Problemlagen der Praxis sukzessive ihre Kontakte in Unternehmen und öffentliche Einrichtungen ausgebaut.
Gleichwohl sind Hochschulen für Angewandte Wissenschaften aufgefordert, sich dem zunehmenden Wettbewerb im Prozess der Ausdifferenzierung des Hochschulsystems zu stellen und sich in ihrer inneren Verfasstheit zu professionalisieren. Nur so können sie den aktuellen Herausforderungen und gesellschaftlichen Veränderungen aktiv begegnen.
Die Veranstaltung „Strategische Entwicklungen von Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“ bietet ein Forum, die weiteren Entwicklungstendenzen und Aspekte der Profilbildung von HAW unter verschiedenen Perspektiven zu diskutieren.
Nachdem im Laufe des Vormittags Grundsatzfragen der strategischen Entwicklung und weiteren Profilbildung diskutiert werden, widmen sich am Nachmittag drei parallele Foren den folgenden Themenfeldern:
- „Nach der Challenge ist vor der Challenge – Lehrentwicklung für das postpandemische Zeitalter“. In zwei Beiträgen soll es darum gehen, wie Lehrentwicklung im Zusammenspiel von Hochschulstrategie, Fakultäten und Lehrenden/Studierenden gelingen kann. Dies wird mit Blick auf Beispiele wie elektronische Prüfungen oder Curriculum konkretisiert.
- Promotion – Zur Bedeutung des Promotionsrechts und zu den Erfahrungen mit dem Promotionsrecht in Hessen. Wie verändern sich vor dem Hintergrund des Promotionsrechts an HAW die Wege von HAW-Absolvent:innen, die eine weitere wissenschaftliche Karriere anstreben? Welche ersten Erfahrungen ergeben sich nach fünf Jahren Promotionsrecht für die hessischen HAW?
- Professionalisierungstendenzen in den Gesundheits- und Sozialarbeitswissenschaften. Lassen sich Parallelen in der Diskussion um eine Professionalisierung der Gesundheits- und Sozialarbeitswissenschaften erkennen? Können sich die beiden Wissenschaftsdisziplinen im Kontext ihrer jeweiligen Professionalisierungsdiskussion wechselseitig befruchten
Vorträge:
- Promovieren an Hochschulen – Erfahrungen aus dem Promotionszentrum Soziale Arbeit
Prof. Dr. Monika Alisch, Mitglied der Leitung des Promotionszentrums Soziale Arbeit Hessen und Vorsitzende des Promotionsausschusses, Hochschule Fulda
- Nach der Challenge ist vor der Challenge – Lehrentwicklung für das postpandemische Zeitalter
Dr. Elke Bosse, Wiss. Mitarbeiterin, Geschäftsbereich Hochschulmanagement, HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V.
- Nach der Challenge ist vor der Challenge – kompetenzorientiert lehren und elektronisch prüfen
Prof. Dr. Dirk Burdinski, Studiendekan an der Technischen Hochschule Köln
- Perspektiven für die Weiterentwicklung der HAWs in Hessen - Das Beispiel der Frankfurt University of Applied Sciences
Prof. Dr. Frank E. P. Dievernich, Präsident der Frankfurt University of Applied Sciences
- Bedeutung des Promotionsrechts am Beispiel Berlin
Prof. Dr. Anne König, Beuth Hochschule für Technik Berlin
- Nach der Challenge ist vor der Challenge – Lehrentwicklung für das postpandemische Zeitalter
Prof. Dr. Veronika Thurner, Dekanin an der Hochschule München
- Akademisierung und Professionalisierung in den Gesundheitsfachberufen
Prof. Dr. Ursula Walkenhorst, Universität Osnabrück
Tagungsort
Hannover
Programm
Nähere Auskünfte
Gerlind Rüve